Die JOYCE-Familie

PCW 8256 bis PcW 16

 

Wir schreiben das Jahr 1998 ... Anfangen möchte ich mit der kurzen Vorstellung meiner Person: Ich bin Jörg Schaefer, 35 Jahre und in der Altenpflege tätig. Der Joyce war "Liebe auf dem ersten Blick". Hatte es doch alles, was ich wollte: In erster Linie eine Textverarbeitung, einen Drucker, ein festinstalliertes Speichermedium. Alles komplett und kompakt. Andere Rechner schreckten mich ab. Heute weiß ich, es war und ist immer noch die extreme Abneigung gegen Spiele auf Computern - diese haben Wertigkeit von Datenmüll für mich (Bitte nicht verallgemeinern! Das ist meine persönliche Meinung!). Aber 1984 kostete dieser Computer noch 2000.- DM und paßte so in mein Budget nicht rein. Erst 1989 erwachte "die alte Liebe" wieder und landete auf dem Tisch. Neben der Seite der Textverarbeitung wurde die zweite Seite bald erforscht: CP/M+. Nach der "Software-Sammelphase" haben sich drei Hauptgebiete herausgestellt: Textverarbeitung, Grafik, "Spielerei" mit Turbo- Pascal. 1990 las ich in der (nicht mehr erscheinenden) "Amstrad-CPC-International" von dem Joyce-Computerclub und trat ein. Heute ist daraus die JOYCE-User-AG geworden. Vom stillen Mitglied bin ich mittlerweile zum Redakteur der Klubzeitung aufgestiegen.

Die Arbeitsgemeinschaft wurde vor 10 Jahren gegründet und hat als Hauptthema den "Joyce". Soft-, Hardware, Aktuelles, Reparatur und vieles mehr. Die Klubzeitung (4 Ausgaben im Jahr) reflektiert nicht nur Joyce-Themen, sondern auch wie Joyce in  friedlicher Koexistenz neben PC`s stehen kann. Auch sonst wichtige Themen aus der Welt der Bytes und Bites findet man dort. 

Komme ich nun "zu des Pudels Kern": Neben z.B. den Sinclair- und CPC-Rechnern gehört der Joyce ebenfalls zur Familie der Amstrad- Z80-Rechner. In der sehr kurzen Kooperation zwischen Schneider und Amstrad erschien der "Schneider Joyce" 1984 auf dem Markt in Deutschland, gefolgt 1985 vom "Joyce Plus". In anderen Ländern verkaufte Amstrad die baugleichen Modelle als "Amstrad PCW 8256" und " Amstrad PCW 8512". Später hat Amstrad auch in Deutschland direkt den Vertrieb der 8er-PCW-Serie übernommen. Als letztes Modell kam noch der "PCW 9512" auf den deutschen Markt. Meines Wissens nach gab es nur noch in England die Folgemodelle "PCW 9256", "PCW 9512+" und den "PcW 10". Der "PcW 16" ist nur noch vom Konzept (Textverarbeitung) und vom Namen her in der Tradition seiner Vorgänger zu sehen. Man mag mir verzeihen, wenn die Angaben der englischen Modelle nicht immer ganz korrekt sein mögen, denn ich beschränke mich hier auf die hier in Deutschland abgesetzten PCW`s. Es ist aber anzunehmen, daß die technischen Daten und Ausstattungen nicht großartig voneinander abweichen! 
 

Schneider Joyce - Amstrad PCW 8256  

- Monitor: Monochrom Grün-Schwarz 
- RAM: 256 kB 
- Laufwerk: 3", 173 kB 
- Drucker: 9-Nadel 

 
Schneider Joyce Plus - Amstrad PCW 8512  

- Monitor: Monochrom Grün-Schwarz 
- RAM: 512 kB 
- Laufwerk: 3", A:, 173 kB; 3", B:, 706 kB 
- Drucker: 9-Nadel 

 
Amstrad PCW 9512  

- Monitor: Monochrom Schwarz-Weiß 
- RAM: 512 kB 
- Laufwerk: 3", 706 kB 
- Drucker: Typenrad 

 
Amstrad PCW 9256  

- Monitor: Monochrom, vermutlich Schwarz-Weiß 
- RAM: vermutlich 256 kB 
- Laufwerk: 3.5", 706 kB 
- Drucker: vermutlich 9-Nadel 
- Gerät wurde nur in England verkauft 

 
Amstrad PCW 9512+  

- Monitor: Monochrom, vermutlich Schwarz-Weiß 
- RAM: vermutlich 512 kB 
- Laufwerk: 3.5", 706 kB 
- Drucker: vermutlich 9-Nadel oder Typenrad 
- Gerät wurde nur in England verkauft 
 

Amstrad PcW 10  

- Monitor: Monochrom, vermutlich Schwarz-Weiß 
- RAM: vermutlich 256 oder 512 kB 
- Laufwerk: 3.5, 706 kB 
- Drucker: vermutlich 9-Nadel oder Tintenstrahler Canon BJ-200 
- Gerät wurde nur in England verkauft 
 

Amstrad PcW 16  

- Monitor: Monochrom, vermutlich Schwarz-Weiß 
- RAM: 1024 kB ROM 
- Laufwerk: 3.5", 1.44 MB 
- Drucker: keiner 
- Gerät wurde/wird nur in England verkauft 

Vom Konzept der Textverarbeitung und vom Namen her ist dieser PcW sicher in der Tradition seiner Vorgänger zu betrachten. Die Kompatibilität ist nur noch zu dem Textformat von der klassischen Joyce/ PCW/PcW -Textverarbeitung gegeben. Die Disketten vom Joyce kann der "PcW 16" zwar gelesen, aber sonst ist ein Datentransfer nur noch wie mit dem PC-Bereich zu realisieren. Die CP/M-Welt bleibt dem neuen PcW16 und dessen Betriebssystem, wie auch alle andere Software für den "Original-Joyce", verschlossen. Dafür benötigt der "Falsche Joyce" keine Startdiskette. Die Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und mehr werden vom 1 MB großen ROM geladen. Der Drucker gehört auch nicht mehr zum Lieferumfang. Die auf 8 oder 16 MHz getaktete Z80-CPU ist immer noch das Herz dieses vermutlichen letzten PcW! 

Stellvertretend für alle Joyce, PCW und PcW soll jetzt der wohl in "diesem unserem Lande" am weitesten verbreitete PCW in den gemeinsamen Betrachtungswinkel rutschen: Der Schneider Joyce/Joyce Plus bzw. Amstrad PCW 8256/8512. Als echtes "Plug And Play (besser: Work)"-System brauchte an den Monitor nur die Tastatur eingesteckt, der Drucker eingestöpselt, eingeschaltet und die LocoScript- oder CP/M-Systemdiskette ins Laufwerk geschoben werden - und das Ding lief ohne "Wenn" und "Aber"! Im Monitor-Gehäuse sind Bildschirm, CPU-Platine und Laufwerk untergebracht. Auf den Systemdisketten befinden sich außerdem noch die Programmsprachen "BASIC" und "Logo". Für CP/M zudem einige Hilfsprogramme. Unterschlagen werden sollen aber auch nicht zwei Programme zur Assembler-Programmierung. Beworben wurde zumindest in unseren Breitengraden nur die Seite zur Texterstellung/-verarbeitung. Daß der Joyce ein vollwertiger CP/M-Rechner war, fand nur beiläufige Erwähnung. Diese Werbepolitik wurde von Schneider, und in der Folge auch von Amstrad verfolgt. 
 
1984 wich der Bildschirm schon von der Norm der 80 Spalten und 24 Zeilen ab. 90 Spalten und 32 Zeilen zeichneten den Joyce aus. Unter CP/M konnte aber auf 80 Spalten/24 Zeilen umgeschaltet werden, so wurde die Kompatibilität zu vielen CPC-Programmen gewahrt. Die Grafikauflösung beträgt 720 x 256 Pixel. Der Befehlssatz des Bildschirms entspricht dem des Zenith Z19/Z29, also eines "VT52" (lt. Handbuch). Die Joyce der 8er-Serie waren monochrom Schwarz-Grün, die folgenden PCW`s Schwarz-Weiß. 

Das mechanische Drucker-Innenleben der 9-Nadler der 8er-Serie entspricht dem "Seikosha SP 800". Der 9512 hatte einen Typenrad-Drucker. In England hatte nur noch der "PCW 9256" einen 9-Nadler, die anderen Modelle einen Typenrad- oder einen Tintenstrahl-Drucker "Canon BJ-200". Um Fremddrucker an der 8er- PCW-Serie zu betreiben, bedurfte es einer Erweiterung - der CPS- Schnittstelle. Die 9er- und vermutlich auch 10er-Serie konnte auch Drucker an dem Port für den mitgelieferten Drucker betreiben. Unbestättigten Grüchten zufolge soll Amstrad seinerzeit die 3"- Laufwerke als billigen Restposten ergattert haben. Die 8er-Serie hatte zuerst das kleine mit 173 kB Speicherkapazität, gefolgt mit einem zusätzlichen 3"-Laufwerk von 706 kB. Dieses hatte der 9512 als A:-Laufwerk. Die nachfolgenden Modelle glänzten aber schon mit einem 3.5"-Laufwerk als Standard. 

Die PCW`s sind von Natur aus bereits mit einem RAM-Speicher versehen. Die "kleinen" Modelle hatten 256 kB und die "Großen" 512 kB. Abzüglich des Arbeitsspeichers für CP/M (der TPA) und dem Platzbedarf für das Betriebssystem selber konnte der Rest der RAM-Disc wie eine Speichermedium genutzt werden. 

Musikalisch gibt der Joyce nicht sehr viel her. Bei Fehleingaben gibt es ein einfaches "BEEP". Bei der heutigen Musik-Szene könnten jedoch wohl die Leute ausflippen, wenn sie hören könnten, was die Programmierer aus dem "BEEP" herausholen ... 

Erweiterungen hat es so einige gegeben. Für den 8er-Joyce ist die wichtigste wohl die "CPS-8256". An den Expansionsport angeschlossen, ist dieses Bauteil die parallele und serielle Schnittstelle. Somit kann fast jeder Drucker angesteuert werden. Unter CP/M jeder "Epson FX80/85-" bzw. "LQ"-kompatibeler Drucker. Mit dem Grafikprgrammen (nur MicroDesign 2/3!) auch alle anderen Druckertypen (Tintenstrahler Epson/ IBM/ Hewlet-Packard, Laserdrucker, Nadeldrucker Epson/IBM). Die Textverarbeitung "LocoScript 1.xx" unterstütze nur den eigenen Drucker (Lieferumfang der 8er-Joyce-Serie), erst ab "LocoScript 2.xx/3.xx/4.xx) können auch in der Textverarbeitung fast alle Druckertypen wie in den Grafikprogramm "MicroDesign 2/3" zum Drucken der Texte genutzt werden - sogar diverse Typenraddrucker/Schreibmaschinen. Die Nachfolger des 8er-Joyce haben meist n eine interne Centronics-Schnittstelle zur Ansteuerung von Fremdruckern [die Wandlung des Druckerports in einen Centronicsport wurde durch entsprechende Hardware-Steuerung realisiert]. Für den seriellen Port [Modem- Betrieb und für den Datenaustausch mit anderen PC(W)`s] benötigen alle PCW`s weiterhin ein externes Interface! 

Als zusätzliches Detail haben die Schnittstellen in neueren Ausführungen eine zusätzliche Erweiterung des RAM-Speichers. Mit bis zu 1.5 MB kann der Joyce auf maximal 2 MB Arbeitsspeicher aufgerüstet werden. Das ist auch oft notwendig, denn die Software-Entwicklung ist auch für den Joyce nicht stehengeblieben (darüber berichte ich aber noch später). Und so ist bei manchen Programmen kein Betrieb ohne eine RAM-Erweiterung möglich. Während diese Module extern über den Expansionsport betrieben werden, gibt es auch die interne Variante der Speichererweiterung, den sogenantnen "Sprinter", der mit bis zu 1 MB dem Joyce weitere "Power" verleiht. 

Der "Sprinter" ist eine Platine, die auf den Sockel der Z80-CPU gesteckt wird und die Original-CPU, getaketet mit 4MHz, durch eine 8MHz Z80-CPU ersetzt. Damit erhöht sich die Arbeitsgeschwindigkeit um 100 %. 

Findige Joyce-Hardware-Spezis haben für die 8256/8512/9512-Joyce schon sehr schnell die 3.5"-Laufwerke "Joyce"-kompatibel gemacht. Zuerst als B:, später auch als A:-Startlaufwerk. Einige nutzen auch 5.25"- Laufwerke. Eine sehr spektakuläre Entwicklung ist auf dem Gebiet der Festplatten geschehen: Die ersten Festplatten hatten eine äußerst geringe Speicherkapazität und warten sehr teuer. Mit dem IDE-FP-Modul (was übrigens an den meisten CP/M-Rechnern zu gebrauchen ist - es bedarf nur eines Hardware-/Software-Spezialisten, der für den jeweiligen Rechner den Treiber entwickelt...) kann jede IDE-kompatible Festplatte zum Speichern am Joyce ein neues Wirkungsfeld finden. 

Der Joystick findet Verbindung über ein spezielles Modul, daß in einer anderen Variante auch den 3-Kanal- Soundchip hatte. Durch Programmierung brachte man den Chip zum erklingen. Ein anderes Modul brachte mittels eines Videorecorders bzw. einer -camera Bilder auf den Bildschirm, was aber auch durch Scanner geschehen kann. Selbstredend, daß es auch "die Maus" zum Joyce gibt. In drei Anschlußvarianten (durch Interface am Expansionsport, über die serielle Schnittstelle der CPS-Expansion und abschließend über den Tastatureingang) gab bzw. gibt es dieses Eingabemedium. 

Die Textverarbeitungsoftware hat sich auch weiterentwickelt. Bereits die erste Version von LocoScript war schon mit vielen "Wassern" gewaschen. Jedoch konnte erst ab Version 2.xx auch ein extener Drucker angesprochen werden. Ein Rundbrief-/Rechenmodul, Datenbank und Wörterprüfung (in Deutsch) steht ebenfalls zur Verfügungl. Bis zu vier Schriften innerhalb eines Textes gestattete bereits die dritte Version dieser Joyce-Standard-Software - skalierbar, wenn ein grafikfähiger Drucker zur Verfügung steht. Bunt (Schwarz, Rot, Grün, Blau, Magenta, Gelb und Cyan) und mit Grafikeinbindung sowie Spaltensatz gehören zu den Ausstattungsdetails der aktuellsten, der vierten Version. Wer sich mit LocoScript nicht anfreunden wollte, dem standen Alternativen von Micrsoft (Wordstar) oder auch Arnor zu Wahl. 
 
Die ersten Grafikprogramme waren Bildschirm-orientiert. Heute kann das aktuellste Programm dieser Gattung eine DIN A4-Seite mit 360 DPI Druckauflösung unterstützen - entsprechenden Arbeitsspeicher vorausgesetzt. 

BASIC, "Dr. LOGO" und zwei Assembler-Programme gehören ja schon bei der Lieferung zum Joyce. Als PD oder 0Shareware gibt es auch viele C- und Pascal-Dialekte, und alle anderen Programmier- Sprachen auch für den Joyce. Dank CP/M läuft auch die meiste jemals für CP/M konzipierte PD-Soft. Einschränkungen resultieren in aller Regel für Software, die auf die speziellen Hardware-Erweiterungen direkt zugreifen. 

Mit der anfänglichen, leider sehr kurzen Popularität des Joyce bekam man von Tabellenkalkulationen, Datenbanken, Spielen und vielen Spezialprogrammen für alle Bereiche des Lebens und Berufs(-/Branchen)lösungen fast alles. 

Das Gesetz des Marktes hat den Joyce ähnlich wie alle seine Z80- Geschwister (nicht nur von Amstrad) zu einem Nischen-Dasein verdammt. "Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Computer zu haben", könnte eine allgemeine Weisheit leicht umgedeutet lauten. Die Maße an Hard- und Software kommt aus dem Königreich und ist immer ein wenig teurer. Und so teilen wir JoycerInnen das Schicksal der exotischen Computeranwender: Hobby, Enthusiasmus und Experimentier-Freudigkeit sind die Faktoren, die den Joyce neben einem PC in friedlicher Koexistenz am Leben halten. 

Kompatibel zu aller Software, die sich Einrichten läßt (DBase II oder TURBO-Pascal 3.xx z.B.); und CP/M-Soft, die nicht speziell für einen CP/M-Rechner konzipiert wurde (also nicht auf dessen einmalige CP/M- und/oder Hardwareextension zurückgreift). So liest das Laufwerk zwar die CPC-3"-Diskettenformate, kann darauf Schreiben oder Kopieren - umgekehrt der CPC aber nicht das 3"-Joyce-Format. Zur DOSen-Welt kann über die 720 kB-MsDOS-formatierte Disketten Kontakt aufgenommen werden. Ein 3.5"-Laufwerk vorausgesetzt, können mittels spezieller Programme auch Disketten für MS-DOS formatiert, kopiert und gelesen werden. Texte im ASCII-Format sind auf dem einem als auch auf den anderen Systemen bearbeitbar. Nun hoffe ich, Ihr seid nicht eingeschlafen, aber zu meiner eigenen Überraschung gibt es doch eine ganze Menge zum Joyce zu Schreiben. Ich glaube, daß die Seite dieses verkannten CP/M- Rechners gut aufgehellt worden ist und auch Ihr feststellt: 
 

JOYCE - Mehr als ein Textsystem !
 
 
Jörg Schaefer // März 1998