Flash Drive

... endlich ein ROM-Drive für den PCW

 

 

Endlich hat sich etwas ereignet, was man schon als 'revolutionär' für den CP/M-Markt nennen könnte:

Der PCW hat endlich ein externes ROM-Drive! Es wird auf den Expansionsport gesteckt. Mit einem mitgelieferten Programm werden die Bootdisketten auf FlashDrive kopiert; FlashDrive ist autobootfähig, wird in der Grundversion mit 1 MB (£65) oder mit 2 MB (£95) ausgeliefert. Mit etwas Galanterie kann man also ein komplettes LocoScript 3 und eine kleine CP/M-Bootdisk schon auf die 1.024er Version draufkopieren. Man kann natürlich auch hinterher noch seine wichtigsten LocoScript-Phrasen (Sätze) u.ä. auf das ROM kopieren (!) und natürlich auch wieder Backups machen. Doch Vorsicht: Löschen läßt sich keine SETTINGS-STD mehr; da hilft nur noch Neueinbrennen!

Vorteil: FlashDrive bootet etwa ein Drittel schneller als die GEM; in Millisekunden ist man da, wo man sein will. Für Network ergibt sich der Vorteil, daß die Network-Umgebungen (wie MD3 und TWEAK3 etc.) nicht mehr auf M: geladen werden müssen. Das Flash-A: ist einfach schneller als der Ladevorgang. Dies erspart viel kostbares RAM.

Vorsicht: Nach Auskunft von CIRTECH ist Flash Drive als Autoboot-ROM nicht kompatibel zu GEM. No problem at first sight but ... An HDs ist die GEM eben momentan die preisgünstigste. Wie einige von Euch wissen werden, gibt es Probleme zwischen MD3, KEY MOUSE und einer dann einzusetzenden VORTEX Festplatte. VORTEX, nebenbei gesagt, ist vom englischen Markt seit einigen Monaten zurückgezogen worden. Man sagt, es soll in Kürze eine überarbeitete, billigere und bessere VORTEX geben. Man muß die kommenden Monate wohl noch abwarten ...

Volker Schich - Dessau - März 1995: Klubzeitung 34

 

Blick in die PCW Plus

Es ist im Klub schon häufiger der Wunsch geäußert worden, regelmäßig über Neuigkeiten aus der englischen Zeitschrift PCW PLUS informiert zu werden. Da ich seit längerem Abonnent von PCW PLUS bin, habe Ich mich wild entschlossen bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen. Beginnen wir mit den Neuigkeiten von CIRTECH:

FLASH Drive ist ein kleines Kästchen von der Größe einer Streichholzschachtel und wird auf den Expansionsport gesteckt. Es ist bestückt mit ROM-Chips (ROM: read only memory - nur lesbar!) in der Größe von 1.024 kB oder 2.048 kB. In einer scheinbar etwas komplizierten und langwierigen Prozedur ist es möglich, zwei Startdisketten-Systeme (also z.B. LocoScript und CP/M) auf diese Box zu legen. Beim Starten des Joyce wird durch bestimmte Tasten das eine oder andere System gestartet, und zwar - wie der Name schon vermuten läßt - mit einer bisher nicht erreichten Geschwindigkeit. So dauert der Startvorgang von Locoscript statt 100 sec lediglich 30 sec, das Laden von Net­work mit 6 Programmen soll in 55 sec statt in 220 sec erledigt sein.

Nachteil: Es ist nicht möglich Änderungen oder Löschungen von Einzeldateien auf Flash Drive vorzunehmen; man kann nur alles löschen und muß dann wieder neu beschreiben; das Teil hat keinen Through-Connector, d.h. es können keine weiteren Geräte hinzugefügt werden (und es hat natürlich einen englischen Anschluß !); mit der Benennung der Laufwerke scheint einiges durcheinanderzugehen: unter LocoScript ist Flash Drive Laufwerk C ( und listet leider auch alle Dateien von der CP/M-Start­diskette mit auf), unter CP/M ist Flash Drive Laufwerk A, das normale Laufwerk A wird Laufwerk C, und unter Network soll es noch wieder anders sein.

Flash Drive tostet £65 (ca. 170 DM) für das 1.024 kB Modell und £95 ( ca. 240 DM) für das 2.048 kB Modell. Bezug Cirtech UK

Axel Karsten - Lehrte - März 1995: Klubzeitung 34

 

 

Flashdrive - ein Erfahrungsbericht

von Reiner Seitz

Wie schon angekündigt, hat der englische Hardwarespezialist CIRTECH (GEM- und InSyder-Harddisks, JOYCE-Sprinter) wieder zugeschlagen:
FLASHDRIVE: eine (neue) Art Halbleiterlaufwerk.


Blitz

Nach dem RAMDRIVE nun der ROMDRIVE, und er verspricht Blitzgeschwindigkeit (engl: flash= Blitz). Die Frage "Was ist das" ist berechtigt. Jeder JOYCE ist mit RAM ausgestattet, dem Hauptspeicher, bestehend aus maximal 16 Bausteinen auf der Hauptplatine (512 KiloBytes), und maximal weiter ausbaubar bis auf maximal 2 MegaBytes. Dieser Speicher wird zum Teil durch (LocoScript- oder CP/M 3 -) Betriebssystem belegt, der Rest ist frei und als 'Laufwerk M:' genutzt. Die Vor- und Nachteile sind bekannt: Extrem schnell, aber bei jedem Neueinschalten des Joyce ist nichts mehr drauf, auf dem Laufwerk M:. ROM nun sind Halbleiterspeicherchips, die im Gegensatz zum RAM beim Ausschalten ihre Information nicht verlieren (nicht-flüchtig), beim Einschalten ist also alles Gespeicherte noch da. Vorteil außerdem: Sie sind so schnell wie RAM, aber nur beim LESEN - das Beschreiben ist extrem komplex und dauert entsprechend lange. Auch im FLASHDRIVE sitzen eine Abart dieser ROMs, eben 'Flash-ROMs', elektrisch blockweise löschbar und ohne Ausbau wiederbeschreibbar. Mit diesen Bausteinen aufgebaute virtuelle Laufwerke können auf normalem Wege nur gelesen, aber nicht beschrieben werden. Denn nach dem Löschen (initialisieren) der ICs befindet sich jedes Speicherbit auf logisch '1'. Beschreiben heißt, die Bits, die nicht '1' sind im Datenfile, im Speicherbaustein auf '0' zu bringen. Es ist aber nicht möglich, durch einen erneuten Schreibvorgang Bits, die schon auf logisch '0' sind, wieder auf logisch '1' zu bringen. Ein Überschreiben wie etwa auf Diskette oder im Hauptspeicher ist also nicht möglich. Damit ein FLASHrom neu beschrieben werden kann, muß es vorher komplett gelöscht werden.


Donnerschlag

Die Nachricht über das FLASHDRIVE kam just in der Zeit, als der Tester die Projektierung an einem nichtflüchtigen Halbleiterspeicherlaufwerk für den Joyce begann. Eine Bestellung für ein 1 MByte FLASHDRIVE wurde an Cirtech geschickt, ein Euroscheck beigelegt. Es dauerte geschlagene neun Wochen, bis eine Reaktion aus England kam: Ein DIN A3-Luftpolsterbrief mit viel Verpackung, darin schließlich der FLASHDRIVE: Ein gerade mal wie zwei 9V-Blockbatterien großes Alukästchen (!) mit Anschlußstecker und einem winzigen Schalter. Dazu ein DIN A4-Blatt als Installationsanleitung und die obligate CIRTECH­Supportdisk in 3 Zoll-Format. In dem Alukästchen befinden sich zwei normale Logikbausteine, darunter ein PAL-Baustein mit kundenprogrammierter Logik, sowie ein 8 Megabit-Flashrom in SMD-Ausführung, gerade mal 2x2 qcm groß - das war alles!

Autoboot

Der Beschreibung kann entnommen werden, daß das FLASHDRIVE auch als 'Autoboot' betrieben werden kann, d.h. beim Einschalten oder Warmstart des Rechners übernimmt FLASHDRIVE die Kontrolle und lädt eins von zwei möglichen Betriebssystemen samt Zusatzprogrammen, ohne daß eine Diskette in einem Laufwerk sein muß. Dabei werden beide Betriebssysteme auf dem gleichen 'Laufwerk' gehalten, so daß bei einer gemischten Nutzung z.B. mit LocoScript und CP/M bei beiden Betriebssystemen immer alle Dateien zu sehen sind.

Dieses Autobootfeature wird durch einen kleinen Schalter an der Unterseite der FLASHDRIVE ein. oder ausgeschaltet. Dieser Schalter muß ausgeschaltet sein, um das FLASHDRIVE löschen oder beschreiben zu können. Beschreiben geht nur mit dem mitgelieferten Dienstprogramm 'F'.

Eine erste Schwierigkeit bestand darin, daß der Baustein den für englische Produkte spezifischen Platinenstecker hatte, und bei der gelieferten Version auch keinen durchgefürhrten Systembus. Nachdem passende Adapter besorgt waren, um auch die CPS8256 wieder anschließen zu können, konnte der FLASHDRIVE ausprobiert werden. Zunächst muß ein Programm namens 'Install' gestartet werden, das das FLASHDRIVE löscht und einige Systemdaten für die 'Autoboot'-Option darauf schreibt. Dann sollen alle gewünschten Dateien mit einem weiteren mitgelieferten Programm namens 'FCOPY' auf die FLASHDISK geschrieben werden. Für ein CP/M werden laut Beschreibung nur das (neue) englische CP/M 3 v1.15 akzeptiert, für LocoScript nur die (ultraneue) Version 3.06 (!). Das war ein harter Schlag. Allerdings war die CP/M v1.15 (die mit dem Joyce ursprünglich mitgelieferte Datei ist CP/M v 1.2 und später v1.4 !) greifbar, da z.B. NETWORK eh' damit betrieben wird, so wurde kurzerhand die gesamte NETWORK-Startdiskette auf die FLASHDRIVE 'rübergespielt. Das Ganze dauerte ca. 5 Minuten, und die Klippe mit dem Kopierschutz umschiffte FCOPY mit Bravour, und wer schon einmal z.B. mit DISCKIT eine NETWORK­ oder MICRODESIGN-Diskette kopieren wollte und schließlich haareraufend aufgab, weiß das zu schätzen. Aus- und Einschalten des Joyce brachte zunächst nur klägliches Piepsen, und es dauerte eine ganze Weile, bis das Problem gefunden war:

Die verwendete NETWORK­ Startdiskette benutzt eine gepatchte Version des englischen CP/M 1.15 mit deutscher Tastaturbelegung. Zur Kenntlichmachung dieser Version war der Name von J15CPM3.EMT auf J15GERM.EMT geändert worden - sollte etwa ...? Es sollte. Nach Umbenennen auf den ursprünglichen Namen, erneutem Initialisieren und Rüberkopieren dauerte es ungefähr 2 Sekunden (!), bis nach einem Wiedereinschalten des JOYCE die CP/M-Startmeldung kam und 11 Sekunden, bis Network gestartet war. Etwas Umgewöhnung und Anpassung bedurfte es, daß das Flashdrive­Laufwerk jetzt A: war, und die obere JOYCE-Floppy jetzt C: hieß, und auch jetzt passiert es noch manchmal, daß der Tester erst genau überlegen muß, wie die 3 Zoll-Station nun heißt, vor allem, da am Testrechner noch ein Umschalter sitzt, um das 3,5 Zoll-Laufwerk wahlweise als A:­ (BOOT)Laufwerk zu betreiben. Die 3 Zoll-Floppy kann jetzt je nach Einstellung A: sein, oder B: oder nun unter FLASHDRIVE sogar C:.


Untergrund

Gerade die Beschäftigung mit MicroDesign und NETWORK machte schnell deutlich: Es kann gar nicht genug Speicher geben! Der FLASHDRIVE mit seinen 1 MByte Speicherkapazität ist allein durch diese Programme und dem, was dazugehört (Font&Shade Designer, außerdem Wordstar 4.0), mit 3/4 seiner Kapazität schon bedenklich weit ausgelastet. All die Vorstellungen, noch eine FONT-Bibliothek für MICRODESIGN einzurichten und alle Schriften immer greifbar zu haben, erweisen sich als illusorisch. Wenn der Tester wieder ein FLASHDRIVE bestellt, wird es die 2 Megabyte­ Version sein!

Ratschlag: FLASHDRIVE als C:

Wer FLASHDRIVE nicht als BOOT-Laufwerk nutzen will, kann es auch als Laufwerk C: nutzen. Dazu muß das 'FLASHDRIVE.FID' von der FLASHDRIVE­Supportdisk auf eine CP/M-Startdiskette kopiert werden. Die CP/M-Version dieser Stattdiskette muß mindestens CP/M v1.8 (Deutsche Version für Harddisks) oder höher (englische Versionen) sein. Nach dem Neustart wird eine entsprechende Meldung auf dem Bildschirm sein, und ein 'DIR C:' bringt den Inhalt der FLASHDRIVE auf den Bildschirm. Entsprechendes gilt auch für LocoScript; hier muß die Version mindestens 2.28 sein.

Die Zusammenarbeit mit Programmen ist klaglos, allerdings ist nun unter ERGO das (ursprüngliche A:) 3-Zoll-Laufwerk nicht mehr zugänglich, da es jetzt C: heißt und ERGO nur A:, B: und M: als Laufwerke zuläßt! (Wer unbedingt das A:-Laufwerk für ERGO braucht sollte den Ratschlag im Kasten befolgen). MICRODESIGN und NETWORK sowie nahezu alle CP/M-Programme, die nicht speziell für den JOYCE geschrieben wurden, können die neuen Laufwerksbezeichnungen verkraften (z.B. WORDSTAR).

Noch ein Wort zur MicroDesign­Familie: Dieses und seine Verwandten von Creative Technology sind mit einem Kopierschutz ausgestattet, der sich dergestalt äußert, daß beim Neustart eines dieser Programme eine sogenannte 'Schlüsseldiskette' in einem Laufwerk liegen muß, z.B. eine Diskversion von MicroDesign. Wenn das nicht der Fall ist, wird keines dieser Programme weiter als bis zum "Illegal/faulty Disk" kommen, und dann abbrechen. Alle anderen Programme starten ohne Diskzugriff, und es ist schon beeindruckend, wie nahezu lautlos (die Floppylaufwerke laufen nur beim Booten zum Initialisieren kurz an) auch komplexere Programme wie Wordstar hochlaufen, in einem Tempo, das es unmöglich macht, die Initialisierungsmeldungen mitzuverfolgen


und LOCOSCRIPT .. ?

Da der Tester LocoScript 3 nicht benutzt, für das Autobootfeature aber mindestens die Version 3.06 benötigt wird, konnte nicht ausprobiert werden, wie das Zusammenspiel funktioniert. Es ist aber zu erwarten, daß es ähnlich reibungslos ablaufen wird, wie unter CP/M. Für Leute, die auch unter LocoScript einen Zugang zu FLASHDRIVE haben wollen, ohne von ihrer gewohnten Version umsteigen zu wollen, steht an anderer Stelle, wie das zu bewerkstelligen ist (CP/M wie LocoScript: Versionsdschungel). Dem Tester erschien es nicht sinnvoll, auf die Daten der FLASHDRIVE zugreifen zu können, da sie nur gelesen werden können, aber nicht verändert unter LocoScript. Eine sinnvolle Anwendung auf dem FLASHDRIVE könnte aber z.B. das Halten von größeren Datenbanken, die selten verändert werden, auf die aber immer Zugriff bestehen muß, sein, oder das Hauptwörterbuch für LocoSpell.

 

Checkliste für FLASHDRIVE

  • soll es 1 oder 2 Megabyteversion sein?
  • eventuell Adapter besorgen/ gleich mitbestellen
  • Ausführung mit durchgeführtem Systembus nötig?

 

Bewertung:

   
positiv:
  negativ:
  • sehr hohe Geschwindigkeit
  • Autoboot-funktion für 2 Betriebssysteme
  • einwandfreie Begleitsoftware [nur: 'Delete' sollte besser FDELETE heißen]
  • Datenbusterminierung
 
  • für Autoboot wird nur Loco3.06 oder höher unterstützt
  • für Autoboot wird nur CP/M 3.15 oder höher unterstützt
  • Einsatz von Flipper nicht möglich

 

DATEN

Geschwindigkeit   von Diskette   vom FlashDrive   vom Laufwerk M:
CP/M booten   11 sec.   2 sec.    
Network hochfahren   32 sec.   7 sec.    
MicroDesign hochfahren   38 sec.   12 sec.    
Wordstar 4.0 starten   20 sec.   9 sec.   6 sec.

 

Testkonfiguration

JOYCE mit 1,5 Megabytes Hauptspeicher und Sprinter, FLASHDRIVE 1 Megabyte mit englischem Busstecker, nicht durchgefunrt.

FLASHDRIVE in 1 Megabyte oder 2 Megabyte-Ausführung, mit englischem Busstecker, wahlweise durchgeführt, Support-Diskette wahlweise 3 oder 3,5 Zoll. Preis der getesteten Version: £65 (ca. 150,00 DM). Hersteller: CIRTECH (UK) Ltd.

Reiner Seitz - Nürnberg - August 1995: Klubzeitung 36

 

 

Flashdrive - der Ergänzungsbericht

Zu meinem ersten Bericht über den FLASHDRIVE gibt es noch ein paar Details: Mittlerweilen konnte ich auch LocoScript 3.06 auf dem FLASHDRIVE testen.

Ich hatte eine ganz normale Startdiskette zur Verfügung mit 24pin-Treiber und LX-Fonts (das sind die für freiskalierbare Schriften nötigen Font-Files). Alles in allem ca. 60 Files, die beim Start in den JOYCE kopiert werden. Das Einrichten des FLASHDRIVE mit dem Dienstprogramm FCOPY geht problemlos in einem Rutsch in ein paar Minuten von statten: Die gesamte Startdiskette wird so, wie sie ist, auf den FLASHDRIVE geladen. Ein Neustart des JOYCE erfüllte die Erwartungen: Nach ein paar Schrecksekunden, als zwar die Startmeldung von LocoScript 3 auf dem Bildschirm stand, der Rechner aber "eingefroren" schien (es tat sich etliche Sekunden nichts sicht- oder höhrbares mehr - normalerweise ein ganz schlechtes Zeichen beim Booten !) liefen dann die Floppylaufwerke an und der gewohnte Diskettenmanagerbildschirm erschien.


75% Zeitersparnis

Der Bootvorgang (bis zum Erscheinen des Diskettenmanagerbildschirms) dauerte von Diskette (mit 3ms Steprate) 103 Sekunden, von FLASHDRIVE 28 Sekunden. Die Zeitersparnis von 3/4 liegt im Rahmen der im vorigen Beitrag vorgestellten Zahlen.

Ebenfalls problemlos gestaltete sich das Nebeneinander von LocoScript und CP/M auf dem FLASHDRIVE. Zwar sind sowohl unter CP/M als auch unter LocoScript die Files des jeweils anderen Bootsystems auf dem Directory sichtbar (und können theoretisch auch gelesen werden - was u.U. verwirrend sein kann), aber ein Start von CP/M und LocoScript 3 geschieht problemlos. Ein Wermutstropfen allerdings ist, daß zum Neustart immer ein Warmboot nötig ist. Anders als bei dem Programm "Flipper", das es erlaubt mehrere (!) Betriebssysteme gleichzeitig im Speicher zu halten, die dann blitzschnell durch Umschalten gewechselt werden können, ist bei FLASHDRIVE der Systemspeicher (RAM) immer ganz einem Betriebssystem (CP/M ODER LocoScript) zu geordnet. Und unter FLASHDRIVE ist es nicht vorgesehen, Flipper zu starten. Dieses nützliche Tool ist weiterhin auf Diskettenstarts angewiesen.


Und anderes ...

Aber FLASHDRIVE muß nicht notwendigerweise zum Booten verwendet werden. Es kann auch als Massenspeicher, z.B. für Fonts unter MicroDesign oder für das Systemwörterbuch unter LocoScript, oder alle öfter verwendeten Dienstprogramme, verwendet werden. Dann steht auch einer Nutzung unter Flipper nichts im Wege.


Terminierung

Zu guter Letzt noch zu einer Eigenschaft der FLASHDRIVE-Hardware: Sie enthält "Terminierungswiderstände" in den Datenleitungen. Das müßte normalerweise niemanden interessieren, aber ich bin vermutlich nicht der einzige JOYCE-Nutzer, der seit der Aufrüstung mit allerlei Zusatzhardware erleben mußte, wie der Joyce auf einmal unzuverlässig wurde: Manchmal Schwierigkeiten beim Booten, ab und an seltsame Programmabstürze oder "Hänger", d.h. das System reagiert nicht mehr. Dieses Verhalten hat zwei Ursache: Die Erbauer des Joyce haben ihm ein reichlich schmalbrüstiges Netzteil gegeben, das bei mehr als zwei Hardwareerweiterungen (Seriell-parallel-Schnittstelle; Echtzeituhr; 3,5" Floppy, Sprinter etc.) an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit kommt und statt der nötigen 4,8 bis 5,0 Volt nur mehr 4,7 V oder in einem Extremfall sogar nur 4.0 V liefert: Völlig außerhalb seiner Spezifikation betriebene Bauteile funktionieren nur im Glücksfall. Dieser Seite von Joyce-Schwäche kann man aber durch Messen der Betriebsspannung leicht auf die Spur kommen und Abhilfe schaffen. Ein anderer Effekt ist weit weniger meßbar, aber genauso unangenehm:


Datenleitungen

Damit der Z80-Prozessor Verbindung zur Hardware hat, ist er über 8 Datenleitungen mit allen angeschlossenen Zusatzgeräten verbunden. Je mehr Geräte angeschlossen sind, desto mehr Strom muß sowohl der Prozessor als auch jedes dieser Geräte aufwenden, da ja alle Geräte an der Datenleitung hängen und "horchen" (ein Strom im Bereich von 1,2 mA). Dazu kommt, daß die Informationen ziemlich schnell hin und her geschoben werden (ca. 1 Millionen pro Sekunde). Man kommt damit schon in Bereiche eines Kurzwellensenders und muß auch mit Effekten von Radiowellen kämpfen: Sie laufen innerhalb von Leitungen bis an deren Ende - und werden dort reflektiert und kommen - nach einer wohldefinierten Zeit, die von der Länge des Kabels abhängt - wieder zurück !

Wenn einige Zusatzhardware am Erweiterungsport hängt, wird auch die Gesamtlänge ziemlich groß - und das vom Ende des Kabels reflektierte Signal kommt erst ziemlich spät zurück. So spät, daß es mit den nächsten Daten, die auf die Reise geschickt werden, kollidiert. Normalerweise sind dagegen Vorkehrungen getroffen: Das neue Signal ist jeweils so kräftig, daß es "stärker" als das reflektierte ist; aber zusammen mit einer überbeanspruchten Stromversorgung (siehe oben) wird das Signal nicht mehr stark genug sein, um sauber erkannt werden zu können. Es kommt zu falschen Daten auf dem Datenbus.


Wellen

Die Lösung besteht darin, dass man die ans Ende der Leitung laufenden Welle totlaufen läßt - wie Meereswellen am Strand: Dort ist es im Vergleich zu Steilküsten mit ihrer Gischt und Wellen ganz ruhig. Die Energie der Wasserwelle wird in einem Fall "aufgefressen" durch den Strand und das flache Auslaufen, im anderen Fall fast unvermindert zurückgeworfen. Im "elektrischen Fall" baut man am Ende des Datenbusses Widerstände, die die Energie der Datenwelle aufzehren, so daß es auch auf dem Datenbus "ruhiger" wird.

Und genau das ist im FLASHDRIVE schon eingebaut ! Man braucht also keinen Lötkolben in die Hand zu nehmen oder eine "Terminierungsbox" ganz hinten dranzustecken, um die Funktionssicherheit zu gewährleisten !


Exkurs

Die oben beschriebenen Probleme habe ich (leider) sehr gut an meinem Joyce studieren können. Es war ein Sprinter mit 1 MB Zusatzspeicher eingebaut, ein 3,5"-Laufwerk, das vor allem an der 5V-Versorgung "nuckelt". Allein diese beiden Zusatzteile bringen die Stromversorgung an ihre Grenzen: Es geht zwar noch, aber ... als ich probeweise noch einen Scanner am Erweiterungsport anschloß, lieferte mir der nur noch Unsinn. Es war zum Verzweifeln; bei dem Freund, der mir den Scanner geborgt hatte, funktionierte er einwandfrei. Des Rätsels Lösung war dann nicht, der Stromversorgung unter die Arme zu greifen (was ich zuerst versuchte), sondern mir die Verbindung zwischen Scannerinterface und Joyce genauer anzuschauen. Ich hatte einen Adapter gebaut, um die englische Anschlußform bei meinem Gerät verwenden zu können. Da war auch ein Stück Flachkabel dran - und wenn ich das kürzte, waren die Probleme weg; brachte ich es wieder original Länge, "sponn" der Scanner wieder ! Als ich 8 Widerstände von 4,7 kOhm nach 5 V an die Datenleitungen lötete, waren die Störungen ebenfalls weg ! Und als ich den Sprinter um 512 kByte Speicher "erleichterte", weil ich die Speicherbausteine anderweitig brauchte, damit die Stromversorgung entlastete, waren die Störungen ebenfalls weg.

Reiner Seitz - Nürnberg - Oktober 1995: Klubzeitung 36