Texte optimal gestalten Einmal ein anderes Thema. Es ist schon erstaunlich, wie man heutzutage vom Desktop (Schreibtisch) Texte und Graphiken publishen (veröffentlichen) kann und das Ergebnis sich immer professionelleren Elaboraten annähert. (Und immer mehr Schriftsetzer arbeitslos macht.) Auf der Strecke bleibt jedoch häufig das, was solch einem Schriftsetzer in seiner 3jährigen Ausbildung eingetrichtert wird und worum sich der Desktop-Publisher leider selten genug kümmert: richtige (typo)graphische Gestaltung seines Textes. Da ich selbst Korrektor, also Quasi-Schriftsetzer bin, erlaube ich mir, an dieser Stelle einmal etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern. Zunächst etwas über die Satzarten:
Manche Mitarbeiter sind so unfertig, daß sie öfter einmal fertiggemacht werden müssen ... Man beachte die letzte Zeile. Vor das w von werden habe ich zwei Leerstellen gesetzt, damit die Zeile etwas weiter nach rechts rückt. Grund sind die drei Punkte am Ende, die die Mitte der Zeile optisch weiter links erscheinen lassen. Wichtigste typographische Regel: der optische Eindruck ist entscheidend, nicht das Lineal!
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Was wir als Flat- tersatz bezeichnen, ist in Wirklichkeit meistens Rauhsatz. Hier wird unter Zu- hilfenahme sehr vie- ler Trennungen so |
viel wie möglich in eine Zeile gepackt. Der Zeilenfall ist völlig unerheblich. Wird bevorzugt ver- wendet bei Satzauf- gaben mit sehr klei- |
ner Spaltenbreite. Dieser Absatz ist in Rauhsatz ge- schrieben. |
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Vergleich Flattersatz - Rauhsatz Denken wir uns LocoScript mit einem Silbentrennprogramm versehen, dann würde das Textsystem (ohne Blocksatz) nichts als Rauhsatz produzieren. Das tun alle Satzsysteme, wie sie in Druckereien eingesetzt werden, übrigens auch. Für schönen Flattersatz wie oben beschrieben müßte der Setzer folglich von Hand Zeile für Zeile auf schönen Zeilenfall und sinnvolle Trennungen überprüfen, was eine Sisyphusarbeit wäre, insbesondere bei späteren Korrekturen. Die meisten Zeilen müßten mit Return beschlossen werden. So dürfte echter Flattersatz bald der Vergangenheit angehören - "dank" moderner Satzsysteme. Einen Computer kann man beliebig programmieren; Asthetik jedoch wird einem Rechner niemals beizubringen sein. Aber solltet Ihr einmal ein anspruchsvolles Schriftstück gestalten müssen, probiert es einmal! Ich mach's jedenfalls öfter.
Blocksatz ist eigentlich eine Art Rauhsatz, mit dem Unterschied, daß die Wortzwischenräume unterschiedlich sind, so daß er rechts- und linksbündig zugleich ist. Um zu große Lücken zu vermeiden, nicht mit Trennungen sparen, besonders bei kleiner Spaltenbreite, damit es nicht so ausschaut wie in diesem kleinen Beispiel!
Etwas für Spezialisten; wer's nicht beherrscht, sollte die Finger davon lassen.
Anstelle einer Erklärung:
Ein anderer Punkt. Wenn wir am Computer setzen, benutzen wir eine Tastatur, die der einer Schreibmaschine sehr ähnlich ist. Was ist nun der Unterschied zu einer Schreibmaschine? Hochintelligente Frage, unter anderen aber auch der, daß ein Computer (und auch der mittlerweile veraltete Setzkasten des Schriftsetzers) wesentlich mehr Schriftzeichen besitzt als eine Schreibmaschine. Als dieses Gerät erfunden wurde (Jahrhundertwende?), mußten Kompromisse geschlossen werden. Um die Anzahl von Zeichen zu verringern, verwendete man die neuen Anführungszeichen " " anstelle von " ", das x für das Malzeichen × ... und vieles andere mehr. Generationen von Tippsen gewöhnten sich daran, und auch die Dudenredaktionen gaben entsprechende Vorschriften heraus. Auf diese Kompromisse ist man heute nicht mehr angewiesen, aber immer noch hält sich auch der Desktop-Publisher an die Schreibmaschinenregeln. Deshalb ein paar Hinweise in dieser Richtung:
Noch ein letztes Wort: Was nützt der typographisch optimal gestaltete Text dann, wenn es ansonsten mit der Sprache hapert? Es ist hier wohl unangebracht, jetzt den Oberlehrer zu spielen. Aber fehlerhafte Rechtschreibung bei optimaler Hard- und Software und ansonsten guter Gestaltung - das ist irgendwie wie Pellkartoffeln mit Kaviar. Im weitesten Sinn gilt also: der optische Eindruck des Gesetzten ist allein entscheidend - und dazu gehört eben auch eine gewisse Sicherheit im Umgang mit unserer Sprache.
Dennoch bin ich in bezug auf die "Klubzeitung" der Ansicht:
der Inhalt ist mir wichtiger als die Form. Eine auch nur halbwegs "perfekte"
Gestaltung halte ich aus technischen Gründen ohnehin für undurchführbar und
sollte auch nicht angestrebt werden.
Übrigens: Micro Design ist eine schöne Sache.
Wünschenswert wäre allerdings ein sorgfältiger Umgang damit!
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