Was geschah am 1. Mai 1964 ?

 

Nun, an diesem denkwürdigen Tag - genau genommen um 16 Uhr - wurde das erste BASIC- Programm erfolgreich eingetippt und gestartet. BASIC steht für "beginner's all-purpose symbolic instruction code". Nicht wenige InformatikerInnen meinen, die Programmiersprache BASIC hätte es besser nie gegeben. Trotzdem konnte sich diese Sprache bis heute erfolgreich behaupten. 

Die geistigen Väter von BASIC waren John Kemeny und Thomas Kurtz, zwei Mathematiker, die anfangs der 60-er am Dartmouth College in New Hampshire mit der Programmierung von FORTRAN- und ALGOL-Compilern beschäftigt waren. Da aber die Naturwissenschaftler in Dartmouth mit nur 25 % eine Minderheit darstellten, wurde im Frühjahr 1963 beschlossen, für die Geisteswissenschaftler eine neue Programmiersprache zu entwickeln, die folgende Ansprüche erfüllen sollte: 

  • sie ist leicht zu erlernen und einfach anzuwenden
  • sie ist benutzerfreundlich
  • sie liefert die gewünschten Ergebnisse ganz schnell
  • sie ist von jedermann anzuwenden
  • für diese Programmiersprache ist die vom Anwender benötigte Zeit wichtiger als Rechenzeit. 

Gerade die letzte Forderung war für die damalige Zeit geradezu revolutionär, ging sie doch davon aus, dass Computer zukünftig immer billiger werden. Um damals alle Forderungen unter einen Hut zu bringen, wurde BASIC zunächst als eine Programmiersprache entworfen, die an einem Terminal eingesetzt wird, das mit einem Großrechner verbunden ist, der wiederum im sog. Time-Sharing-System betrieben wird - Personal Computer gab es damals ja noch nicht. 

Im Sommer 1963 begannen Kemeny und Kurtz mit der Entwicklung einer allerersten BASIC- Version. Im Herbst 1963 folgte dann der Entwurf und die Programmierung eines BASIC- Systems, und am 1. Mai 1964 lief dann um 16 Uhr das erste BASIC-Programm der Welt. Eingesetzt wurde ein Großcomputer vom Typ GE 225, im Juni waren bereits 11 Terminals angeschlossen, auf denen in BASIC programmiert wurde. Und im Herbst waren es bereits 20. 

Dieses erste BASIC war sehr, sehr einfach. Es gab nur vierzehn Befehle und einen einzigen Datentyp, nämlich "number" - es wurde kein Unterschied zwischen Ganz- und Gleitpunktzahlen gemacht. Dieses UrBASIC war auch nicht interaktiv, sondern die Programme mußten erfaßt und dann compiliert werden. Erst dann konnten sie gestartet werden. Dieses BASIC hatte zwar nur einen geringen Leistungsumfang, aber es setzte sich sehr schnell durch, weil es einfach zu erlernen war. 

Wenn wir uns den BASIC-Stammbaum ansehen, dann erkennen wir, daß BASIC am meisten von FORTRAN übernommen hat. Aber auch einige Eigenschaften von ALGOL und Assembler flossen ein. In den 70-ern gab es bald viele, viele BASIC-Dialekte, die sich alle voneinander unterschieden. Da wurde dann der erste Versuch einer Standardisierung gemacht: American National Standard Programming Language Minimal BASIC. ANSI X3.60-1978. American National Standards Institue, New York. 

Es blieb bei diesem einzigen Normierungsversuch - der BASIC-Sprachen-Dschungel blieb weiter bestehen. In den 70-ern eroberte BASIC sogar die Bereiche der Systemprogrammierung: Für das Betriebssystem RSTS auf den Minicomputern der Serie PDP-11 entwickelte Digital Equipment Corporation wichtige Funktionen mit ihrer ziemlich ausgefuchsten Version BASIC-PLUS. 

In den späten 70-ern und dann erst in den 80-ern konnte so ziemlich jeder Personal Computer ein BASIC aufweisen, so dass diese Sprache für viele EinsteigerInnen die erste Programmiersprache war, mit der sie sich anfreundeten und dann - vielleicht aus Bequemlichkeit - dabei blieben. 

In den späten 80-ern bekam dann BASIC noch einmal erneut Aufwind, als der Marktführer Microsoft seine Version von QuickBASIC freigab (J. C. Bradley, QuickBASIC and Q- BASIC Using Modular Structures. W.C. Brown, 1989, Dubuque, IA). 1990 erschien dann noch Visual BASIC von Microsoft, das speziell auf die Windows-basierten Applikationen ausgerichtet ist. 

Auch wenn uns auf der Joyce diese neuesten BASIC-Varianten nicht zur Verfügung stehen, so können wir doch zwischen diversen Dialekten wählen: 

  • Bereits 1977 wurde von Gordon Eubanks das CBASIC (= Commercial BASIC) ent- wickelt. Eine (frühe) Variante fand dann den Weg in die Public Domain: E-BASIC (= Easy BASIC).. 
  • 1982 veröffentlichte DR (= Digital Research) die Version 2.0 von CBASIC. Anders als die ersten CBASIC-Versionen, erzeugt dieser Compiler richtige Objektmodule, die sich mit anderen Modulen zu größeren Programmen zusammenbinden lassen. Für die Joyce ist diese Variante besonders interessant, weil Befehle enthalten sind, mit der sich die GSX- Grafik-Routinen direkt aufrufen lassen. Außerdem verfügt CBASIC 2.0 über eine hochgenaue BCD-Arithmetik mit vierzehn signifikanten Stellen. Anfangs wurde dieses CBASIC auch von Markt & Technik angeboten. Wie meine Recherchen erge- ben haben, machte Microsoft Ende 1986 dem M&T-Chef Carl- Franz von Quandt ein "unsittliches Angebot" der Art: "Ihr bekommt das MBASIC nur dann, wenn ihr CBASIC aus dem Angebot nehmt!" Kein Kommentar!. 
  • 1977 erschien von Microsoft die erste BASIC-Version für CP/M. Diese Version wurde dann immer wieder erweitert. Von Markt & Technik wurde Mitte der 80-er  ein Paket angeboten, das das Microsoft-BASIC aus dem Jahr 1981 enthielt. Viele haben sich damals dieses Paket weniger wegen des BASIC, sondern wegen des mitgelieferten Makro-Assemblers M80 gekauft.. 
  • Den 1985 erstmals angebotenen Joycies hatte Amstrad ein Super-BASIC mitgegeben: Mallard-BASIC. Amstrad hatte das Softwarehaus Locomotive beauftragt, dieses Mallard-BASIC auf die Joyce zu übertragen. In Großbritannien hatte nämlich der Name Mallard einen guten Klang. Es gab dieses BASIC schon für die BBC-Computer von Acorn. Übrigens, wer im Maschinencode von BASIC.COM (von der Systemdiskette) "schmökert", findet noch einen Hinweis darauf... Mallard-BASIC  war eine Weiterentwicklung des Microsoft-BASIC. Ein Pluspunkt ist die indexsequentielle Zugriffsmethode Jetsam, die es beim Microsoft-BASIC nicht gibt und die nicht nur in der 8-Bit-Welt so ziemlich einzigartig ist. Ich erinnere mich noch gut, dass Mitte der 80-er das ISAM des BS2000 für die Siemens-Großrechner nur einen einzigen Schlüssel verarbeiten konnte, während das Mallard-BASIC bereits acht Schlüssel gleichzeitig verwalten kann.


Weiterführende LINKs:

Mallard-80-Basic - ein starkes Stück

 

 

DangSoft,  Auszug aus der Klubzeitung #47 der JOYCE-User-AG !