Das Jahr 1988 ist rückblickend das Jahr der Grafik und zwar sowohl für die kommerziellen Programmangebote als auch für die Themen der AnwenderInnen. So tauchten auch in Deutschland die ersten Programme für das elektronische Publizieren auf, z. B. The Fleetstreet Editor Plus, Newsdesk International und The Desktop Publisher. Bei den deutschen JoyclerInnen war letzterer zunächst am meisten eingesetzt. Das änderte sich, als Stop Press angeboten wurde. Denn dieses Publishing Programm beherrschte sogar das Kerning - geradezu einmalig in der Joyce-Welt - jedenfalls, bis MicroDesign3 erhältlich war, aber das sollte noch ein Weilchen dauern... Auf den CPCs gab es ja schon MicroDesign, das selbst auf einem 9-Nadler eine bislang für unmöglich gehaltene Auflösung sorgte - dafür dauerte dann auch das Ausdrucken im Ein-Nadel-Betrieb fast eine Stunde für eine DIN A4 Seite. Aber wie gesagt, die Joyce-Welt mußte noch auf die Portierung warten... Aber auch in Sachen LocoScript tat sich einiges. LocoScript 1.x konnte ja nicht auf externe Drucker zugreifen. Und was da Firmen wie SchneiderData und Star-Division anboten, war wohl nicht das Gelbe vom Ei. Im Januarheft veröffentlichte die CPC International mit LocoCon einuniverselles Konvertierprogramm für LocoScript-Texte. Ein echter Freak hatte sich die Mühe gemacht, den internen Aufbau der LocoScript-Dateien zu entschlüsseln - obwohl ihm keine offizielle Dokumentation zur Verfügung stand. Das war eine reife Leistung! Ein weiterer Kracher aus dem DMV-Verlag war das zweite Sonderheft für die Joyce. Diese Ausgabe enthielt eine ganz tolle Toolsammlung zur Grafikprogrammierung unter Turbo Pascal. Aber auch die ISAM-Dateitechnik mit Mallard-Basic war ein Schwerpunktthema. Leider gab es im ersten Quartal auch schlechte Nachrichten: Schneider verkündete, daß künftig keine CPCs und Joycies mehr angeboten werden. Amstrad war gezwungen, selbst einen deutschen Vertrieb aufzubauen. Als erster Statthalter wurde Helmut Jost von Commodore eingekauft. Leider bewegte Jost als Chef von Amstrad-Deutschland nicht allzu viel. Ob er allein dafür verantwortlich ist, sei dahin gestellt. Aber erinnern wir uns doch nur letztes Jahr, da war Jost für kurze Zeit noch schnell Chef von Escom - bis zur Konkursanmeldung... Übrigens, derzeit ist Jost neuer Vertriebschef der PC-Division von Fujitsu - und schon tönt Jost wieder, wie er Sömmerda total umkrempeln wird ... Naja, warten's wir ab... Auf der CeBIT 1988 war jedenfalls Amstrad mit einem eigenen Stand vertreten, der Fachhandel aber blieb einige Monate total verunsichert, weil es angeblich Lieferprobleme gegeben haben soll. Einige Händler, wie z. B. Vortex, verramschten gleich ihre Lagerware an CPC- und Joyce-Software. Auch bei der Hardware gab es Preissenkungen: So waren die Joycies plötzlich spottbillig geworden. Das brachte natürlich noch mehr auf die Idee, es mit diesem Computer einmal zu versuchen. Echte Neuigkeiten gab es von Amstrad für die JoyclerInnen nicht. Der als neu präsentierte PCW 9512 war ja schon vor einem halben Jahr in England vorgestellt worden. Wie sich zeigen sollte, wurden die PCWs von Amstrad Deutschland nicht mehr richtig beworben, sondern der Schwerpunkt lag auf der PC1512- und PC1640-Reihe. Die Freaks ließen sich aber nicht entmutigen, im Gegenteil, es wurden immer aufwendigere Sachen gecodet. So druckte die CPC International im Mai doch ein richtiges 3D-Zeichenprogramm ab - und das noch in Mallard-Basic. Damit war es möglich, die diversen Formeln für die dreidimensionale Darstellung selbst auszuprobieren. Auch die c't aus dem Heise-Verlag veröffentlichte im Juni-Heft noch einen Grafik-Treiber speziell für die Joyce - danach wurden Beiträge für die JoyclerInnen in der c't immer seltener, bis sie dann ganz ausblieben. Auch Mäuse nagen an den Joycies; mit GCPM gab es sogar eine mit der Maus zu steuernde Benutzeroberfläche. Dieses Programm wurde später dann vom DMV-Verlag in seiner Joyce-Reihe sehr preiswert angeboten. In diesem Jahr gab es derart viel von AnwenderInnen selbst gecodete Soft, daß der DMV-Verlag gleich noch ein Sonderheft nachschob - die Nummer drei: Auch gingen die Artikel wieder ans Eingemachte der Joyce, aber auch die Fans des Datenbanksystems dBASE II kamen nicht zu kurz. Nach diesen Sonderheften war die Speicherorganisation der Joyce überhaupt kein Geheimnis mehr, und es wurden von den Freaks immer leistungsfähigere Programme gecodet, die locker die kommerzielle Ware an die Wand spielte. Das war auch nötig, denn die Softwarefirmen hatten die Joyce schon abgeschrieben - von einigen kleinen (Ein-Mann-)Firmen abgesehen. Trotzdem gab es ein paar neue kommerzielle Soft: einmal die Portierung des altbekannten Tetris. Dann ein Statistik-Paket MoonStat, das zwar sehr gut von der Fachpresse beurteilt wurde; ich war allerdings ziemlich enttäuscht, als ich es letztes Jahr einmal einsetzen sollte. So etwas von Verarsche war mir bis dato noch nicht untergekommen ... Anders dagegen ShareMaster - das Proggy für Broker und Spekulanten und ERKABU - ein solide gecodetes Finanz-Proggy zur Verwaltung des privaten Mammons. Die meisten Neuigkeiten gab es auf dem Sektor Textverarbeitung: das neue LocoScript 2.x bekam aber mit der eingedeutschten Version ProWort von Arnor gewaltige Konkurrenz, da es sehr viel schneller war als das immer noch gemächliche LocoScript. Außerdem konnte die sehr flotte Rechtschreibprüfung auch für Texte verwendet werden, die mit LocoScript 1.x erstellt waren. Während die großen Versandfirmen Joyce-Artikel auslaufen ließen, gab es kleine Händler, die sich voll auf Amstrad-Geräte konzentrierten, z. B. Wiedmann, der bis heute der Joyce die Treue gehalten hat. Aber auch Weeske ist immer noch für die JoycelerInnen da. Wer mit der Joyce Grafiken erzeugt hat und es leid war, händisch gedruckte Abbildungen auf die Joyce zu übertragen, dem konnte mit dem Master Scan geholfen werden. Dazu gab es dann auch noch ein sehr liebevoll gestaltetes Master Paint als Malprogramm, über das es jedoch unterschiedliche Urteile zu vermelden gab ... Auch die Zubehörliste für die Joyce wurde immer länger, da in England für die Joyce immer noch fleißig entwickelt wurde. Für Leute, die unbedingt drei Laufwerke an ihre Joyce anschließen wollten oder mußten, gab es auch bald diverse Bastelvorschläge. Zum Jahresende war wohl klar, daß die Joyce hard- und softwaremäßig ausgereizt ist, aber ihren Reiz immer noch nicht verloren hat. Etwas besorgt schauten die JoyclerInnen gewiß auf das kommende 1989 und auf die immer hektischer agierende PC-Welt. DangSoft, Auszug aus der Klubzeitung #52 der JOYCE-User-AG !
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