Wenn der JOYCE für eine längere Zeit ungenutzt eingeschaltet bleibt (z.B. während eines Telefonates) und somit ständig das selbe Bild (2.8. die Diskverwaltung unter LocoScript) auf dem Monitor angezeigt wird, brennt sich dieses Bild in den Monitor ein und bleibt auch nach dem Ausschalten des JOYCE sichtbar (dafür muss der JOYCE natürlich 'etwas' länger als nur für ein Telefonat einen unbewegten Bildschirminhalt darstellen).

Abhilfe schafft ein sogenannter Bildschirmschoner, ein Programm, das unbemerkt im Hintergrund läuft und sich nach einer festgelegten Zeit (z.B. fünf Minuten) bei Nicht-Nutzung des eingeschalteten JOYCE eigenständig aktiviert und den Monitor entweder dunkel schaltet (bekannt unter CP/M in den Programmen JOY & ERGO) oder auf einem abgedunkelten Monitor eine sich bewegendes Bild darstellt (z.B. der Flug durch einen Sternenhimmel - allen Anwendern des Zeichenprogrammes MicroDesign unter NetWork bestens bekannt). Ein sich bewegender, d.h. verändernder Bildschirminhalt kann sich im Gegensatz zu einer längere-Zeit-gleichbleibende Bildschirmdarstellung nicht in den Monitor einbrennen. Mittels Tastendruck oder Maus-Bewegung wird der Bildschirmschoner deaktiviert und der vorherige Bildschirminhalt wieder angezeigt.

Dieser Luxus war bisher nur der CP/M-Betriebssystemebene und NetWork vorbehalten, damit ist jetzt Schluss !! Auch für LocoScript 2 & 3 * gibt es einen Bildschirmschoner, der den JOYCE für die Dauer der Inaktivität in einen Ozilographen verwandelt !

wnb


Bildschirmschoner für LocoScript

 

1997 erhielt ich eine Diskette aus England, darauf waren auch zwei Files mit, auf dem ersten Blick nahezu identischem Inhalt, bei näherem Hinsehen aber von ganz unterschiedlicher Qualität.

Das eine ist ein Bildschirmschoner für CP/M, das andere ein Bildschirmschoner für LocoScript. Erstens weiß ja jeder, was ein Bildschirmschoner ist - nein, nicht die Staubschutzhaube aus Plastik, die beim PCW dabei war, sondern ein Programm, das den Bildschirm dunkel macht in Zeiten, wo der Joyce nichts zu tun hat und nur träge (nasebohrend?) auf eine Eingabe wartet. Nun, wenn der Joyce nichts zu tun hat, kann man ihn ja ausschalten... aber wenn man ihn gleich oder vielleicht gleich noch einmal braucht, will man ihn ja nicht ausschalten. Aber es ist zumindest gut für den Bildschirm, wenn er nicht die ganze Zeit für nichts und wieder nichts irgend etwas anzeigt, und die Fluoreszenzschicht dabei ausbleicht, sondern wenn er abgeschaltet wird.

Unter CP/M sind solche Bildschirmschoner gang und gäbe, und jeder hat mindestens einen: z.B. das Programm ERGO schaltet automatisch nach einer gewissen Zeit den Bildschirm ab, wenn nichts passiert. Allerdings nur, wenn ERGO auch läuft. Wenn nichts läuft außer dem A>-Prompt, schaltet sich nichts ab? Unter ERGO nicht. Aber es gibt z.B. THE NETWORK, das kann unter jedem Programm Nichtstun überwachen und den Bildschirmschoner aktivieren. Unter Jedem? Na jedenfalls bei den Programmen, die ohne Einschränkungen unter THE NETWORK laufen. Und wer THE NETWORK nicht hat? Der kann den SAVER.FID verwenden, den es hier zum Download gibt.

Zum Ersten ... SAVER.FID, das ist der Programmname, und was das Programm tut, ist folgendes: es nistet sich beim Booten von CP/M in einem unbenutzten Bereich des Speichers, der von Anwendungsprogrammen nicht zugänglich ist, ein, und lauert im Hintergrund, ob der Anwender eine Zeitlang von seinem JOYCE abläßt, um dann aktiv zu werden und den Bildschirminhalt wegzunehmen das ist nicht die Rache des vernachlässigten JOYCE-Tamgochis; der Inhalt erscheint auf Tastendruck wieder.

Saver.FID ist vernünftig konstruiert, ohne Schnörkel, funktionell, nimmt Programmen nicht den immer knappen TPA-Speicher weg. Funktionell? Nun ja..., zum Betrieb ist mindestens ein (deutsches) CP/M v1.8 oder ein (englisches) CP/M v1.15 nötig; unter Disckit kann er sich schon mal vertun; andere Dienstprogramme mögen ihn nicht (aber die betreffenden sind, glaube ich, mehr in England verbreitet als bei uns). Fazit: wer's mag, und ein Versuch schadet (oft) nicht.

Zum Zweiten ... Der zweite Bildschirmschoner im Pack heißt LSAVER.FID, hat die gleiche Funktion, aber, und jetzt kommt eine kleine Sensation: der Bildschirmschoner läuft unter LOCOSCRIPT!!, ohne Einschränkungen, getestet unter LocoScript v2.28 und v3.02. Vermutlich auch mit etlichen anderen Versionen von LocoScript (aber mindestens v2.16H!), es würde mich nicht wundern, wenn er sogar mit der neuen Version 4 zusammenlaufen würde! Die Leistung des Programmierers wurde mir bewußt, als ich "mal so aus Neugier" den Code disassembliert habe: In ganz wenigen Assemblerzeilen, unter Ausnutzung vieler Kenntnisse über den PCW, und des schwer zu knackenden Locoscript, wurde ein selbstmodifizierendes Programm geschrieben, das die LocoScriptversion, unter der es gestartet wird, analysiert und versucht, sich darauf einzustellen, und dann LocoScript noch Bildschirmschonertauglich patcht.

Und die Installation ist genial einfach: Einfach LSAVER.FID auf die (erste) Startdiskette kopieren, beim nächsten LocoScriptbooten wird es dann aktiv. Es gibt zwei Basisversionen des Programms: eines, das nach 5 Minuten untätigem Diskmanagerbildschirm aktiv wird, und eines, das schon nach zwei Minuten reagiert.

Lieber Leser, Du merkst, daß mir diese Programm gefällt ... und da ich mit dem Progrämmchen dann schon "per DU" war, habe ich noch ein "Bonbon" eingebaut: wer die Version 2.01 verwendet (heißt auch LSAVER.FID), kriegt ein inverses LocoScript, d.h. schwarze Schrift auf grünem (PCW 9: weißem) Hintergrund. Diese Sonderversion mit Ansprechzeiten 1, 2 und 5 Minuten stehen hier zum Download breit.

TechTalk ... In den vorstehenden Zeilen war viel die Rede von Files, die auf '.FID' enden. .FID ist eine Endung, genauso wie .COM oder .EMS oder .SUB, aber diese Endung bewirkt folgendes: Neuere Betriebssystemversionen schauen während des Bootvorgangs nach solchen Files, noch bevor etwa ein CP/M nach einer PROFILE.SUB sucht, was ja auch automatisch geht, und laden Files mit dieser Endung und versuchen sie auszuführen. Bedingung dafür ist, daß das File im sogenannten 'PRL-Format' vorliegt, nach dem PRL-Header von 100H Bytes einen Sprungbefehl enthält und gleich anschließend die Bytefolge 8 mal Z, dann 'FID', dann 2 Bytes einer beliebigen Versionsnummer, dann eine 2stellige(!) Prüfsumme über das komplette File. Ist eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, wird das File kommentarlos nicht ausgeführt.

Download:         KLICK = download

Reiner Seitz (1997)

 

Und noch mehr TechTalk: Das FID-FILE-Format !