Die Diskette !?


Die Erfinder des Tonbandes haben sicher nicht daran gedacht, daß ihre Idee, Informationen in einer Magnetschicht zu speichern auch auf einem ganz anderen Gebiet Furore machen würde. Doch die Computerbauer entdeckten Magnetbänder schnell als Massenspeicher, da die Aufzeichnungen von digitalen Signalen, wie sie der Rechner liefert, nach einem ähnlichen Verfahren wie die Tonspeicherung läuft.

Weil Computer aber oft verschiedene Daten miteinander verknüpfen müssen, die auf einem Magnetband sehr weit auseinander liegen können, erwies sich das Bandkonzept nicht als letzter Weisheit Schluß: Es dauert zu lange, bis das Band weiter transportiert und die gesuchte Information aufgespürt ist. Als alternative entstand die Magnetplatte, bei der ein Schreib-Lesekopf jede Stelle der Oberfläche rasch erreichen kann. Auch dieses Prinzip stammt aus den Tonaufzeichnungen - wir kennen es von der Schallplatte.

Magnetplatten sind heutzutage mit Abstand die wichtigsten Massenspeicher für Personal Computer. Zwar erlebt auch das Magnetband bei den Computern wieder eine Renaissance - es dient dort als sogenannter 'Streamer' zur Datensicherung. Darüber hinaus stehen aber auch schon optische Aufzeichungsverfahren bereit, die Informationen per Laserstrahl auf eine Platte brennen (Stichwort CD-ROM).

Derzeit aber sind Magnetplatten aus PCs nicht wegzudenken: einmal als flexible, transportable, sogenannte Floppy-Disk - kurz Disketten genannt. Zum anderen als starre, in der Regel nicht transportable (aber auch wechselbare) sogenannte Festplatten.

Hier befassen wir uns mit den Disketten, die hauptsächlich als preiswerte Datensicherungsmedien und als Träger handelsüblicher Software verwendet werden (bei der Software aber immer mehr durch CD-Roms verdrängt werden).

PC-Anwender kennen Disketten vor allem in drei unterschiedlichen Größen: 3,0 Zoll-Disketten mit 77 Millimeter Durchmesser, 5,25 Zoll-Disks mit 130mm Durchmesser und 3,5 Zoll-Disks mit 90mm Durchmesser. Daneben gab es auch noch 8-Zoll-Disks, in alten Agentenfilmen zu bewundern, und 2-Zoll-Disks für tragbare PCs, sogenannte Laptops. Diese winzigen Disks konnten sich allerdings nicht durchsetzen.

Das Floppy-Disks runde, biegsame Scheiben sind , versehen mit einer magnetisierbaren Schicht, ist ihnen kaum anzusehen. Denn die Scheiben stecken in einer Hülle, weil sie sehr empfindlich gegen Schmutz und Berührungen sind. Bei 5,25" Disks ist die Hülle biegsam, und die Schreib-Leseöffnung ist offen, sprich ungeschützt; bei 3,0" und 3,5"-Ausführungen ist das Gehäuse starr, die Schreib-Leseöffnung verschließt ein Schieber aus Metall oder neuerdings Plastik.

Aus dem unterschiedlichen Aufbau ergeben sich Vor- und Nachteile: 5,25" Disks sind einfacher zu fertigen und deshalb waren sie anfangs um die Hälfte billiger. 3,0 und 3,5" Disketten sind dafür robuster. Sie können mit weniger Vorsichtsmaßnahmen transportiert werden, Staub hat weniger Chancen einzudringen, und sie brauchen zur Aufbewahrung schmälere und niedrigere Behältnisse. Die Bedeutung der 3,0" und 5,25" Disks ging im Laufe der Jahre immer mehr zurück - 3,0" werden heute schon längst nicht mehr produziert.

Es genügt allerdings nicht nur zu wissen, daß es unterschiedliche Diskettendurchmesser gibt. Man muß auch wissen, welches Laufwerk zu welcher Diskette und umgekehrt paßt, denn auch innerhalb der drei Größen gibt es Unterschiede: Disketten mit geringerer oder mit höherer Speicherkapazität. Was steckt dahinter ? Disketten müssen vor ihrer Verwendung formatiert werden. Das heißt, der Computer teilt sie in Spuren und Sektoren ein, damit er eine Art Inhaltsverzeichnis anlegen und Daten später wiederfinden kann. Ältere Computer können Disketten nur für eine Kapazität von 360 (JOYCE 2x 180 im A-Laufwerk) oder 720 Kilobyte (= kB) formatieren. Heutige PCs teilen die Disketten dagegen so ein, daß 1,44 Megabyte (nur 3,5" Disks) an Informationen Platz haben, können die Disk - wenn gewünscht - aber auch mit dem älteren 720kB-Format versehen (daneben gab es noch viele verschiedene Sonderformate, die heute nur noch von älteren Rechnern gebraucht werden, z.B. 820kB oder 1,2MB). Herrschte noch vor Jahren ein reines Disketten-Format-Wirrwarr, jeder Computerhersteller nutze für seine Computer (Amstrad = Schneider, Atari, Commodore, XT, AT, etc.) und je nach Modell sein eigenes Disk-Format, das zu andern Computern anderer Hersteller oder auch zu den anderen Modellen der eigenen Serie (z.B. Schneider CPC und JOYCE) nur selten und meist gar nicht kompatibel war (d.h. Daten konnten zwischen Home-Computern verschiedener Hersteller und verschiedener Betriebssysteme nicht einfach via Diskette ausgetauscht werden), so ist bei den heutigen PCs Ruhe eingekehrt. Standart sind bei den modernen PCs die sogenannte HD-Disks, High-Density-Disketten, auf denen auch mehr Daten = 1,44 MB untergebracht werden können als auf deren weniger fassenden Pendants mit der Bezeichnung Double Density, den DD-Disks - deren Produktion aber schon weitgehend eingestellt wurde. Die 3,5" DD und HD Disks können problemlos nach äußerlichen Kriterien unterschieden werden: HD-Disk haben dem Schreibschutzloch gegenüber liegend ein zweites Sichtloch, durch das eine Fotozelle im Laufwerk erkennen kann, ob es sich um eine DD-Disk für 720kB oder um eine HD-Disk für 1,44 MB Handelt.

Die Wahl des richtigen Diskettentyps ist durchaus wichtig: Aus Gründen der Datensicherung sollten immer nur zu den Laufwerken passende Disks verwendet werden. Eine normale 5,25" Disk gehört nicht in ein hochkapazitives Laufwerk. Und es bringt auch keine Vorteile DD-Disks (High-Density) durch aufbohren (hinzufügen eines künstlichen Sichtlochs) in einem HD-Laufwerk oder umgekehrt durch zukleben des Sichtlochs einer HD-Disks diese in einem DD-Laufwerk zu verwenden. Hier leidet die Zuverlässigkeit der Datensicherung, da hochkapazitive Disketten einen höheren Magnetisierungsstrom benötigen, um Daten zuverlässig zu speichern. Datenverluste sind vorprogrammiert ... JOYCEr kennen dieses Phänomen auch bei ihren 3,0" Disks: Besonders auffällig bei den Disks der Marke AMSOFT, die (mit rotem Label = Diskettenaufkleber gekennzeichneten) CF2-D Disks für das A-Laufwerk (2x 180kB) lassen sich keinesfalls zur Speicherung von Daten im B-Laufwerk (720kB) verwenden; für das B-Laufwerk werden spezielle CF-2DD Disks benötigt (bei Amsoft mit blauem Label gekennzeichnet). Später brachte jedoch die Firma MAXELL 3,0" Disks auf den Markt, die sich sowohl für das A- als auch das B-Laufwerk des JOYCE verwenden ließen (aber Achtung: Maxell-Disks der ersten Generation sind nicht für das DD-Format geeignet !).

Wie sicher sind Disketten ? Neben der Kapazität haben Disks allerdings noch andere Merkmale. Die wichtigste Eigenschaft ist selbstverständlich die Sicherheit (Fehlerfreiheit), mit der die Daten gespeichert (geschrieben) und wieder gelesen werden. Deshalb werden die Disks, bevor sie in den Handel kommen, einzeln auf Fehler geprüft (Vorsicht ist bei No-Name Disks, Disks ohne Herstellerangaben, geboten). Viele Anbieter werben sogar damit, daß ihre Disks 100prozentig fehlerfrei sind. Ärgerlich ist es, wenn sich herausstellt, daß sich doch nicht alles Disketten fehlerfrei formatieren lassen. Dafür sind in der Regel Fertigungsfehler verantwortlich. Ein Trost: Solche defekten Disks werden bereits beim formatieren ausgesondert. Bei Test der Stiftung Wartentest schnitten 3,5" Disks in der technischen Prüfung (speziell in der Klimaprüfung) besser ab als die 5,25"-Schwestern (3,0" wurden leider nicht getestet, da ihr Marktanteil schon keine Rolle mehr spielte - aber die Ergebnisse der 3,5" sind mit Sicherheit auch für die 3,0" Disks heranzuziehen). Das ist kein Wunder, denn die formstabile, robuste Kunststoffhülle ist weitgehend unempfindlich gegen alle schädlichen Einflüsse von außen. Selbst der komplizierte Aufbau dieser Disk bereitete im Test keine Probleme. Nicht nur aus diesen Gründen und der höheren Speicherkapazität gegenüber 5,25" und 3,0" Disks gehört wohl der 3,5" Magnetscheibe die Zukunft (wirklich ? Siehe auch Bericht in dieser Klubzeitung zur neuen Generation der Laufwerke, den sogenannten ZIP-Laufwerken mit einer Kapazität von 100 bzw. 120MB je Diskette !!!).


Zusammengestellt aus div. Berichten der 'Stiftungs Warentest'
und Beiträgen der CPC-international... wnb \\ 1998