CPS8256

Das "Auswärtige Amt" unseres JOYCE


Die Hardware-Erweiterung eines Computers mit einer staatlichen Institution zu vergleichen, ist das nicht arg weit hergeholt ?

Nun - im Hinblick auf unseren JOYCE erschien mir dies als berechtigt, denn wenn es je eine "autarke" Konfiguration gegeben hat und (als unser heißgeliebtes Schreibtischrelikt) immer noch eine vertretbare Kompetenz besitzt, dann war und ist das ebendieses "autarke" Textverarbeitungssystem JOYCE.

Was bedeutet "autark" ?

Der BROCKHAUS definiert als wirtschaftlich autark ein Land, das alles selbst besitzt oder erzeugt, was es benötigt und bezeichnet dies als natürliche Autarkie.

Ist der JOYCE in seiner uns allen wohlbekannten Kombination von hard- und software nicht ebenso gekennzeichnet ?

Oder müssen wir einräumen, daß er sich eben doch eigentlich nur auf genau das beschränkt, was er mit seiner Ausstattung gerade mal selbst besitzt oder erzeugen kann (und was sich dann künstliche Autarkie benennen lassen müßte) ? Eben diesem letztgenannten Erscheinungsbild ähnelte ja auch unser JOYCE recht bald nach seinem spektakulären Erscheinen: Im Mai '86 noch war das Komplettangebot des PCW 8256 zusammen mit seinem Schwestermodell, dem JOYCE Plus, in der Bestseller-Liste des Fachmagazins CHIP von Null auf Platz 2 v o r die renommierten Mitkonkurrenten IBM, Commodore und Apple gesprungen, und das nicht nur des für damalige Verhältnisse günstigen Verkaufspreises wegen, sondern vor allem wegen der Novität dieses echten kompletten Anwendersystems, das zu Recht mit dem Slogan

Aufstellen-Einschalten-Loslegen

beworben wurde.

Aber die Entwicklung schritt rascher voran, als sich mancher träumen ließ, der gerade den Sprung von der vorsintflutlichen Schreibmaschine zur Textverarbeitung mit JOYCE und LOCOSCRIPT gewagt hatte, und sei es nur wegen des DRUCKERs.

Gewiß, gewiß: nichts gegen unseren seinerzeitigen "internen" 9-Nadler!

Aber gerade an ihm zeigte sich die Schwachstelle der eben doch beschränkt bleibenden künstlichen Autarkie: beim Staatswesen führt das zu Wohlstandsverlusten und behindert die internationale Arbeitsteilung - auf unser Textverarbeitungssystem JOYCE übertragen hieß das dann z.B.

ein 24-Nadler muß her !

Und hier stieß die künstliche Autarkie des JOYCE an ihre natürliche Grenzen und ebendiese zu überschreiten, das zu bewerkstelligen, so wie es international die Außenpolitik eines Landes zu besorgen hat, das war das Aufgabenfeld für die

CPS8256

Und hier ist sie nun: Die Lösung für all diejenigen, für die der interne Matrixdrucker nicht das Gelbe vom Ei war, die aber z.B. einen Typenraddrucker, der seiner Schreibqualität wegen für bestimmte höherwertige Schreibarbeiten unverzichtbar war, mit der Ur-Konfiguration des JOYCE einfach nicht direkt ansprechen konnten und die (von der Textverarbeitungs-Software LS1 mal ganz abgesehen), auf jeden Fall eine andere Pinbelegung des Druckerausgangs zur normalen Centronic-Schnittstelle eines modernen Fremddruckers benötigten:

Nicht nur schon beim seitherigen Text, mehr noch nun nach dieser Bildeinblendung argwöhne ich, daß ich ja eigentlich offene Türen einrenne, Wasser in den Rhein, Eulen nach Athen trage und was dergleichen sinnverwandte Redensarten sein mögen:

Auch im Leserkreis dieser Klubzeitung ist sicher die Ausstattung mit allerlei hard- und software-Erweiterungen nicht stehen geblieben und wenn auch vor fünf Jahren von etwas über 140 Klubmitgliedern kaum 25 % einen Fremddrucker oder aber eine Schnittstelle wie der CPS8256 ihr eigen nannten, dann wird das heute mit Sicherheit gewaltig anders sein - aber ein Artikel zur CPS8256 war nun mal nach Werners Meinung fällig und weil er sich als Autor ausgerechnet mich ausgesucht hat, der sich selbst als absolut atechnisch geoutet hat, mußte er auch damit rechnen, daß zur technischen Beschaffenheit von mir kein Wort rüberkommt. Und das erklärt ja nun auch nachgerade, warum ich Euch mit Autarkie und Auswärtigem Amt gekommen bin. Und weil ich mich nun mal schon in diesen "äußeren" Gefilden bewegt habe, bleibt nur noch nachzutragen, daß das Außenministerium des JOYCE, also natürlich die CPS8256, nicht nur eine Abteilung für die CEN-Welt besitzt, sondern mit der SER-Abteilung auch die Belange abdeckt, die eine Minderheit gewisser Fremddrucker abfordert und zugleich zuständig ist für die gesamte übrige Außenwelt der Modems, Akkustikkoppler, anderer Terminals oder sogar Mäuse.

Als die CPS8256 auf den Markt kam, da meinte man sogar, daß mit dieser Schnittstelle auch mehrere Rechner (der JOYCE war und ist ja nicht nur eine pure Textverarbeitungsmaschine, sondern ein "echter" Computer!!) im Zusammenhang mit Festplatten und/oder leistungsfähigen Druckern zu einem mächtigen Verbund zusammengeschlossen werden könnten, der selbst Geschäftsabwicklungen größerer Firmen über mehrere Bildschirm­arbeits­plätze hinweg koordinieren und durchführen könne. (Jürgen Siebert vom DMV) Aber das laß ich mal so im Raum stehen;

wir wissen, was sich getan hat, aber wir wissen auch, was wir haben:

an unserem JOYCE und der CPS8256

Will Schweig // Dezember 1997