Über 30 Jahre her ...
In der Klubzeitung 64 stellte ich die Diskette Nummer 235 der SIG-M Library vor. Die "Special Interest Group for Microcomputers" (SIG/M) war ein Teil der "Amateur Computer Group of New Jersey" (ACGNJ) und sah als ihre Aufgabe das weltweite Verbreiten von Software für die nicht-geschäftliche Nutzung auf nicht-gewinnorientierter Basis. Auf dieser Diskette Nummer 235 wurde das niederländische BasiCode-Konzept und seine Verwendung auf CP/M-Computern mit einigen Beispielprogrammen vorgestellt. Das Material stammte wiederum von der Ausgabe 4 der Sammlung der "Netherland CP/M User Group" (CPMNL). Ein gewisser Phil Coull aus Großbritannien hatte Bill Bolton in Australien darauf aufmerksam gemacht und ihm diese Diskette zugesandt. Weiteres Material soll es auf Nummer 5 dieser Sammlung geben – leider habe ich diese noch nicht im Internet ausfindig machen können. Der Australier wiederum stellte das Material den Usern in New Jersey zur Verfügung – die Welt war also schon zu CP/M-Zeiten und vor der massenhaften Ausbreitung des Internets recht vernetzt ... Bill Bolton war der Meinung, BasiCode sei wirklich eine Idee, deren Zeit noch kommen würde. Er hatte recht: der damalige Standard 2 wurde noch zu BasiCode-3 mit noch mehr Funktionen erweitert. Irgendwie stellte wohl immer die niederländische Sprache eine Barriere dar, eine weitere Hochburg des BasiCode-Gedankens wurde ausgerechnet die DDR, aber sonst breitete sich die Idee nicht nennenswert weiter aus. In Großbritannien nahm man noch Notiz davon, es gab Kassetten und Broschüren zu BasiCode-2, aber das Interesse blieb so gering, daß man dort gar nicht groß den neuen Standard mitbekam. Die Hardwareentwicklung tat ein Übriges – die Bürocomputer verschlissen technisch immer rascher, die ausgemusterten Modelle landeten oft in Privathaushalten, wo sie mehr Performance boten als die meisten der vielen, vielen 8-bit-Heimcomputer und BasiCode mit seinen nicht vermeidbaren Einschränkungen als immer unattraktiver angesehen wurde. So kam es nicht mehr zu einem Standard 4, die begonnenen Erweiterungen wurden lediglich in der Version 3-C fixiert, das C steht für "Color", es konnte mit bis zu acht Farben gearbeitet werden. Beim Blättern in alten Klubzeitungen fiel mir auf, daß ich zwar das Inhaltsverzeichnis dieser SIG/M-Diskette Nummer 235, nicht aber die einzelnen Programme vorgestellt hatte, das will ich nun endlich nachholen.
Der Programmtransfer fand damals – kaum ein Heimcomputer hatte die Möglichkeit der Diskettenspeicherung – über Tonbandkassetten statt: zum Laden und Speichern am Bürocomputer (damals CP/M) mußte man sich kleine Schaltungen zusammenlöten, die den Kassettenrecorder mit dem Druckeranschluß verbanden. Auch diese Interfaces sind auf der SIG/M 235 beschrieben:
Das nächste Programm, "LINEAIRE STELSELS OPLOSSEN" (Auflösen linearer Gleichungssysteme) machte mir ein wenig Arbeit, es lag als einziges nicht in Textform vor. Mallard Basic vermeldete nur einen Syntax Error. Ich probierte es mit BASICA unter DOS, hier erschien ein zumindest auf den ersten Blick plausibles Listing. Beim genaueren Hinschauen konnte allerdings etwas nicht stimmen, es waren schlicht einige Token falsch übersetzt. Nach Abspeichern als ASCII-Datei tauschte ich im Texteditor die offenbar nicht passenden Schlüsselwörter gegen die vermutlich vorgesehen gewesenen aus und am Ende lief es tatsächlich. Man gibt die Koeffizienten ein (es sind auch höhere Ordnungen als 3 möglich) und erhält die Lösungen – oder den Hinweis, daß das Gleichungssystem nicht lösbar ist. Fazit: Diese Programme (die meisten 1982 für BasiCode angepaßt) dürften zu den ältesten zählen, die im BasiCode-System veröffentlicht wurden, und, jedenfalls aus meiner Sicht, sind sie über dreißig Jahren nach wie vor nicht uninteressant.
Thomas Rademacher im Februar 2014
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